Die Gründer von getpress kommen aus der Start-up-Bubble und wollten PR machen für „Ideen, die es verdienen, Öffentlichkeit zu bekommen“. Dabei setzten sie von Anfang an auf klare KPIs und ein Bezahlmodell ohne Stundensätze. Mittlerweile arbeiten bei getpress 50 Berater und Beraterinnen und das Kundenportfolio umfasst neben den größten Scale-ups Europas zunehmend auch mittelständische Unternehmen und große Corporates. Maximilian Ziche im Interview.
Ihr habt getpress 2017 gegründet, um PR „anders zu machen als üblich“. Was wolltet ihr verändern und warum?
Ich wollte eigentlich mal Journalist werden, bin aber aus unterschiedlichen Gründen „auf der anderen Seite des Schreibtischs gelandet“ und zwar bei einem Start-up. Dort habe ich meinen Co-Gründer Sebastian Manthey kennengelernt. Wir waren beide inspiriert von der Energie, der Geschwindigkeit und der hohen Dichte an smarten Leuten in dieser Bubble.
Warum seid ihr nicht auf Start-up-Seite geblieben?
Wir haben in dieser Zeit jede Menge Unternehmer und Unternehmerinnen kennengelernt mit tollen Ideen, die es aus unserer Sicht verdienen, Öffentlichkeit zu bekommen. Gleichzeitig haben wir oft gehört, dass diese Leute sich „an PR-Agenturen die Finger verbrannt“ oder viel Geld ausgegeben hätten, ohne messbare Erfolge zu erzielen. Das war unsere Marktlücke: Wir wollten DIE PR-Anlaufstelle für solche disruptiven Unternehmen werden.
Wie ist euch das gelungen?
Zum einen kannten wir die Bubble gut. Wenn klassische PR-Agenturen und Start-ups aufeinandertreffen, prallen Welten zusammen. Start-ups wollen keine Black Box und können nichts damit anfangen, wenn sie tage- oder wochenlang nicht wissen, wie konkret an ihren Herausforderungen gearbeitet wird. Ganz simpel: Die Abrechnung von Leistung nach Stunden ist Start-ups völlig fremd. Sie wollen mit ihren Partnern iterativ und transparent arbeiten. Das konnten wir bieten, weil wir wussten, wie das geht. Wir haben zum Beispiel klare KPIs definiert wie etwa eine konkrete Anzahl an echter Berichterstattung in bestimmten Zielmedien. Auch in unserer Arbeitsweise spiegelt sich das wieder: Alle getpressis sind proaktiv, ehrlich und haben keine Scheu die Extra-Meile zu gehen. Es ist Teil unserer DNA, unseren Kund*innen dabei zu helfen, mutig und strategisch mit ihren Geschichten umzugehen.
Und zum anderen?
Zum anderen brauchten wir natürlich die richtigen Leute: Menschen mit einem sehr guten journalistischen Gespür, die recherchieren, schreiben und Geschichten erkennen können. Denen aber auch nicht gleich das Herz in die Hose rutscht, wenn sie bei einer renommierten Wirtschaftsredakteurin vom Spiegel anrufen und ein Thema pitchen sollen, die also – auch wenn sie es nicht so gerne hören – eine gewisse Sales-Attitude mitbringen. Zugegeben: Es kommt selten vor, dass jemand alles von Anfang an gebündelt mitbringt. Shout-out an dieser Stelle für alle PR-ler und PR-lerinnen. Euer Job-Profil ist aus meiner Sicht eines der komplexesten, das es gibt. Bei getpress haben wir deshalb seit jeher einen sehr dezidierten Hiring-Prozess, stellen nach Stärken ein und achten auf heterogene Teams.
Gab es zum Start von getpress auch Gegenwind aus der PR-Branche?
Andere Agenturen haben uns sehr skeptisch beobachtet. Wir sind – auch aus Naivität – sehr günstig in den Markt eingestiegen, da lag der Vorwurf nahe, dass wir die Preise nach unten drücken. Außerdem hat man uns gesagt, es sei nicht seriös, eine feste Anzahl von Ergebnissen – zu verkaufen. Heute beobachten wir immer mehr Agenturen, die sich an KPIs messen lassen wollen. Das ist eine tolle Entwicklung.
Eure Preise kann man auch heute noch auf eurer Website einsehen: 6.500 Euro kostet ein PR-Paket mit zwei Berater*innen, 8.000 Euro eines mit drei – inklusive sechs beziehungsweise acht Platzierungen in den Medien pro Monat. Welche Kunden erreicht ihr heute mit diesen Angeboten?
Vor allem gewinnen wir Kunden, die keine Lust auf Intransparenz haben – egal ob Scale-up, Hidden Champion aus dem Mittelstand oder Konzern. Das geht bei den Preisen auf der Website los und endet in einer ehrlichen Beratung. Mittlerweile zählen wir schon über 400 betreute Unternehmen, die wir mit diesem Ansatz überzeugen konnten – darunter sind Branchengrößen wie Enpal, Strato, Appinio, HUK Autowelt, Formel E, Komoot, Treatwell und trivago. Fest steht: Wir fahren mit unserem Angebot gut und sind bisher kontinuierlich gewachsen.
Trotzdem habt ihr eure Geschäftsziele vor zwei Jahren neu ausgerichtet und wollt vermehrt für mittelständische Unternehmen und Konzerne arbeiten. Warum?
Wir alle wissen, dass wir taffe wirtschaftliche Jahre hinter – und auch vor uns haben. Da kommen die am besten durch, die sich anpassen können. Start-ups sind abhängig von Venture Capital. Und wenn dieses Geld nicht mehr am Markt ist, wirkt sich das auch auf uns als Dienstleister aus.
KMUs und Traditionskonzerne strotzen derweil auch nicht gerade vor wirtschaftlicher Stabilität.
Das stimmt. Aber es gibt auch Branchen, die gerade stark wachsen. Deshalb ist es nur sinnvoll, dass wir uns breiter aufstellen – und mit unserer Dienstleistung im Übrigen weiterhin die Anlaufstelle für wachstumsgetriebene Unternehmen sein wollen. Nur sind das nicht mehr in erster Linie Early-Stage-Start-ups, sondern auch größere Organisationen, die schon einen Proof of Concept haben und profitabel sind – oder eben klassischere KMUs oder Corporates. In Deutschland und Europa finden sich einige Hidden Champions, denen wir zu mehr Sichtbarkeit verhelfen wollen – auch um unseren Wirtschaftsstandort zu stärken.
Seid ihr nach acht Jahren am Markt selbst von Start-up zur klassischen PR-Agentur geworden?
Wir sind weit davon entfernt, eine klassische PR-Agentur zu sein. Ich würde eher sagen, dass wir erwachsen geworden sind. Prozessgetriebener. Am Anfang war getpress schon die Clipping-Maschine, für die man nicht unbedingt PR-Berater und -Beraterinnen mit 15 Jahren Erfahrung brauchte.
Und heute?
Heute arbeiten wir strategischer. Wir sind mit unseren Kunden gewachsen – ein 2.000-Leute-Unternehmen braucht eine andere Kommunikationsberatung als ein zehnköpfiges Startup. Deshalb umfasst unsere Arbeit heute mehr als noch vor 5 Jahren. Zu reiner Medienplatzierung gehört eine Analyse, Positionierung und Monitoring – alles mit klarem Zielbezug, präzise und mit wirksamen Maßnahmen statt unnötig komplexer Strategiepapiere. Themen wie C-Level-Positionierung, Krisen-PR und Public Affairs sind dazu gekommen. Das müssen wir natürlich auch in den Teams abbilden. Aber ganz wichtig: Wir sind keine Full-Service-Agentur. Wir machen PR – und nicht noch TikTok oder Events on top.
Menschen bei getpress

Maximilian Ziche
Co Chief Executive Officer
Maximilian Ziche war Redakteur und Start-up-Kommunikator, bevor er 2017 zusammen mit Sebastian Manthey seine eigene PR-Firma gründete.
Verwandt
Adriana Hofer, PR Teamlead bei Getpress
Nach weniger als drei Jahren übernahm Hofer bei get press einen Team Lead inklusive disziplinarischer Verantwortung für sieben Personen. Zuvor sammelte sie Erfahrungen bei Zeitungen, beim Radio und beim Fernsehen.
KI-Liebe und KPIs für Karrierepfade
Getpress setzt auf feste Scorecards für Karriereschritte. Bewerber*innen brauchen ein Gespür für Geschichten, eine gute Schreibe und Beratungskompetenz – ein Open Mind für KI ist Grundvoraussetzung.