Atruvia – Comms-Chef Maika-Alexander Stangenberg im Interview

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Als Partner der genossenschaftlichen Finanzgruppe kümmert sich Atruvia bei 800 Banken um alle, was mit IT und Digitalisierung zu tun hat. In der Kommunikation setzt Comms-Chef Maika-Alexander Stangenberg auf sogenannte Content Collaboration. Im Interview erklärt der Gastgeber der diesjährigen #30u30-Crew, was das heißt– und welche Talente er dafür braucht. 

Atruvia hat in den letzten beiden Jahren einen enormen Wandel durchgemacht – die Kommunikationsabteilung habt ihr komplett neu organisiert. Wie kam es dazu?

Erst einmal zur Ausgangslage: Der Bankensektor befindet sich in einem tiefgreifenden Umbruch: Kundinnen und Kunden tragen ihre Bankfiliale heute in der Hosentasche, FinTechs und Neobanken digitalisieren die Branche, smarte Apps sind nicht mehr wegzudenken. Neue Geschäftsmodelle sind gefragt, wenn Banken zukunftsfähig sein wollen. Das bedeutete auch bei uns ein Umdenken. Atruvia entstand 2015 aus dem Zusammenschluss zweier genossenschaftlicher IT-Dienstleister. Intern bestimmten Silo-Denken und Hierarchie die Organisation. Nach einer Fusion fehlte es an Wir-Gefühl und klarerer Kundenorientierung. Die veränderten Rahmenbedingungen erforderten eine Organisationsform, die schnell und flexibel neue Marktanforderungen adaptieren kann, die an den Menschen ausgerichtet ist und Entscheidungen durch kurze, dezentrale Wege beschleunigt. Deswegen haben wir uns im Rahmen der Transformation sozusagen neu erfunden und das gesamte Unternehmen auf eine agile Organisation umgestellt.

Wie sieht das konkret aus?

Die Teams arbeiten heute crossfunktional und eigenverantwortlich an ihren Aufgaben, um schnelle und innovative Lösungen zu finden. Das hat natürlich auch Auswirkungen für Marketing und Kommunikation: Die klassische Trennung von Unternehmenskommunikation, Marketing und Markenmanagement funktioniert in einer agilen Organisation nicht mehr. Nur wenn die Disziplinen kanal- und zielgruppenübergreifend zusammenarbeiten, können Botschaften konsistent kommuniziert werden. Deshalb haben wir uns als Kommunikationsfunktion mitten in der Transformation von Atruvia auch selbst transformiert. Wir haben die Chance ergriffen, Marketing, Unternehmenskommunikation und Markenmanagement in einem agilen Zusammenarbeitsmodell zu integrieren, das weit über die klassische Newsroom-Idee hinausgeht.

Wer ist an diesem Zusammenarbeitsmodell beteiligt?

Heute arbeiten in dem interdisziplinären „Servicefeld Communication & Marketing“ mehr als 70 Expertinnen und Experten crossfunktional und themenzentriert zusammen. Unser gemeinsames Ziel ist es, integrierte Kommunikation für das Unternehmen wirksam zu machen. Das Servicefeld ist in drei sogenannte „Tribes“ gegliedert, in denen die Weiterentwicklung der verschiedenen Disziplinen vorangetrieben wird und die die fachliche „Heimat“ bilden: Brand Experience, Corporate Communications und Marketing. Ein tribe-übergreifendes Chapter kümmert sich um Kommunikationsstrategie, -planung und -controlling.

Was bedeutet das für die tägliche operative Kommunikationsarbeit?

Die operative Arbeit findet in Topic- und Channel Chaptern statt, deren Themen sich konsequent aus der Strategie und den Zielen des Unternehmens ableiten. Dort werden kollaborativ und crossfunktional Kampagnen geplant, erarbeitet und umgesetzt. Das bedeutet aber auch immer: Bei uns werden nicht nur operative Maßnahmen integriert und agil gesteuert, sondern auch die langfristige Strategieentwicklung, Themenplanung und Kommunikationssteuerung. Das macht unser Modell besonders. Das schließlich nennen wir bei uns Content Collaboration und bewusst „beyond newsroom“.

Was genau bedeutet Content Collaboration?

Das ist das Herzstück unserer Zusammenarbeit. Wir haben eine Themenarchitektur entwickelt, deren inhaltliche Schwerpunkte unsere Unternehmensstrategie und -ziele und die Interessen unserer Stakeholder gleichermaßen berücksichtigt – und diese Themenarchitektur ist die wichtigste Planungsgrundlage für unser orchestriertes, aufeinander abgestimmtes Storytelling. Content follows strategy: Erst wenn die kommunikativen Inhalte konsequent aus der Strategie des Unternehmens heraus entwickelt werden, erzielen sie Wirkung. Eine babylonische Vielfalt an Kanälen, Themen und Zuständigen nutzt niemandem.

 Wie stellt ihr sicher, dass dieser Grundsatz auch eingehalten wird?

Die Themen- und Kanalteams arbeiten täglich interdisziplinär an der konsistenten Kommunikation dieser Schwerpunktthemen: Erst muss die Story stehen, dann wird entschieden, über welche Kanäle und in welchem Format sie erzählt wird. Sämtlicher Content wird crossmedial verzahnt und aufeinander abgestimmt gespielt. Durch konsequente Zielsetzung und deren Erfolgskontrolle entwickeln wir dabei unsere Arbeit weiter. „Das haben wir schon immer so gemacht“ gibt es nicht mehr. Damit das gelingt, müssen wir uns regelmäßig auf allen Ebenen austauschen – von der Strategie und der längerfristigen Themenplanung bis zu tagesaktuellen Entscheidungen. Alle Austauschformate sind eng verzahnt und bringen wichtige Akteure regelmäßig zusammen. Durch unsere neue agile Art der Zusammenarbeit sorgen wir damit für ein optimales Zusammenspiel der Kompetenzen im Servicefeld und haben unseren Weg gefunden, mehr Konsistenz und Schlagkraft in unsere Kommunikationsaktivitäten zu bringen.

Für welche Talente im Bereich ist dieses Modell interessant und geeignet?

Unsere Einheit ist für alle Talente in den Bereichen Marketing, Brand und Kommunikation, die gern interdisziplinär zusammenarbeiten und voneinander lernen wollen. Content Collaboration stellt die Anknüpfung an die Handlungsfelder der Strategie sicher, insofern ist ein ausgeprägtes Interesse für unternehmerische Zusammenhänge wichtig, ebenso wie ein 360-Verständnis von Instrumenten aus Marketing und Kommunikation. Alle Beteiligten profitieren von dem Prozess, da er uns die Abstimmung von Storys und Content für alle Zielgruppen und Kanäle erleichtert und wir unseren Content crossmedial über alle Kanäle spielen und präzise Erfolgsmessungen durchführen und für alle zugänglich machen können.

Was muss man mitbringen, um bei Atruvia im Servicefeld Kommunikation anzuheuern und erfolgreich zu sein?

Grundvoraussetzungen sind Leidenschaft für ihr Thema, Kreativität und Veränderungsbereitschaft, sowie den Willen eigenverantwortlich Themen voranzutreiben. Gleichzeitig suchen wir verstärkt Expert*innen in digitaler Kommunikation. Vieles läuft in der Finanzbranche noch ganz „klassisch“. Wir arbeiten daran, unsere Kommunikation entlang digitaler Content-Journeys auszurichten. Außerdem ist es uns wichtig, dass unsere Mitarbeitenden Verantwortung für ihr Handeln und Ihre Themen übernehmen und eigenverantwortlich im Sinne des großen Ganzen handeln.

Wie erkennt ihr, dass ein Talent zu euch passt?

Neben Sympathie, den formalen Kriterien und Muss-Anforderungen spielt es eine große Rolle, wie sich ein Bewerber die ideale Unternehmenskultur vorstellt. Die eigenen Werte sollen mit unseren harmonieren und sich im Idealfall überscheiden. Da wir großen Wert auf die Zufriedenheit unserer Kunden und damit einhergehend unsere Lieferfähigkeit legen, soll der Fokus eines Bewerbers ebenfalls hierauf ausgerichtet sein.

Was tut ihr konkret, um Talente weiter zu entwickeln?

Neben einem umfangreichen Schulungsangebot, welches durch diverse Workshops, E-Learnings, Seminare und Literatur unterstützt wird, gibt es ein definiertes Karrieremodell für unsere Mitarbeitenden. Unsere Kollegen und Kolleginnen haben außerdem die Möglichkeit sich individuell und eigenverantwortlich weiterzubilden und zu entwickeln. Sie können unter anderem in spannenden, unternehmensweiten Projekten mitarbeiten, diverse temporäre Rollen wie z.B. die des Chapter Guides übernehmen umso, noch weiter über den Tellerrand hinauszuschauen und z.B. strategisches Wissen auszubauen. Des Weiteren bieten wir diverse Möglichkeiten zum Lernen im Austausch durch Patenschaften, Sparring, Coaching und Mentoring.

Wie integrieren sich diese fördernden Maßnahmen in das selbstverantwortliche Arbeiten der Teams?

Durch die Mitarbeit an unternehmensweiten Projekten und das Berichten darüber weitet sich zum Beispiel der Blick jedes Teammitglieds und ermöglicht dem Team einen ganzheitlichen Überblick über die Aktivitäten im Unternehmen. Das Lernen im Austausch fördert das Miteinander und hilft die Stärken jedes Einzelnen zu erkennen und diese für das Weiterkommen des Teams zu nutzen.

Welche Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten hat man?

Unser Karrieremodell bietet vielseitige Entwicklungsperspektiven innerhalb der eigenen Fachfunktion, aber auch in Fachfunktionen einer fremden Jobfamilie. Innerhalb einer Fachfunktion gibt es unterschiedliche Entwicklungsstufen vom Associate bis hin zum Senior Specialist. Wir bieten mit unserem Nachwuchsförderprogram #grow die Möglichkeit sich Führungskompetenzen anzueignen und sich bei Eignung perspektivisch in die Principal-Ebene in unterschiedlichen Funktionen wie z.B. Tribe Lead, Expert, People Lead oder Project Manager zu entwickeln.

Maika Stangenberg